Von der Gaesdonck als deren Ehemaliger um eine Erinnerung an Franz Joseph van der Grinten gebeten, will ich zuerst seiner Familie auch auf diesem Wege mein herzliches und aufrichtiges Beileid aussprechen. Franz Joseph war vieles – und alles von hohem Rang: Kunstsammler, Kunsthistoriker, Kunstkurator, Kunsterzieher, Künstler und Dichter, vor allem aber war er ein wunderbarer und inspirierender Mensch, bei dem sich immense Bildung und Gelehrsamkeit (weit über die Kunst hinaus) mit feinsinnigem Humor und ehrlicher Herzensgüte vereinten.

Von 1971 bis 1993 hat er als Kunsterzieher und Sammlungspfleger auf der Gaesdonck gewirkt und gehörte dort zweifellos zu den prägenden Lehrerpersönlichkeiten dieser Zeit. Auch wenn seine überregionale Bedeutung auf Grund seiner Bücher und anderen Publikationen zur Kunst sowie der von ihm weltweit kuratierten Ausstellungen (in jener Zeit z. B. die allerersten von Joseph Beuys in der DDR, in Russland und Brasilien) bereits klar erkennbar war, ging ihm jegliche Form von Dünkel ab und konnte man ihm jederzeit seine Freude am Unterrichten anmerken.

Franz Joseph brachte uns als Quartanern mit unseren ersten Linolschnittversuchen genauso Interesse und Wertschätzung entgegen wie seinen zahlreichen berühmten Künstlerfreunden und deren Projekten. Er hatte als Lehrer und als Mensch einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf mehrere Gaesdoncker Schülergenerationen, und zwar nicht nur auf die nicht wenigen seiner Schüler, die bekannte Künstler, Photographen oder Schriftsteller geworden sind oder als Wissenschaftler und Multiplikatoren im künstlerisch-literarischen Bereich arbeiten, sondern ebenso auf viele Schüler, die zwar beruflich ganz andere Wege gingen, gleichwohl aber von ihm nachhaltig in ihrem Zugang zu den Künsten geprägt wurden. Neben die Trauer tritt die Dankbarkeit für einen großartigen und unvergesslichen Lehrer und Freund, der durch sein Wirken der Gaesdonck, den Gaesdonckern und auch mir persönlich unendlich viel geschenkt hat. Requiescat in pace et lux perpetua luceat ei!

Glasfenster aus dem Bilderzyklus von Franz Josef van der Grinten im Gaesdoncker Kreuzgang