Sind Sie bereit, für Ihr Land zu sterben?
Wintervortrag von Prof. Dr. Neitzel als Teil des Gaesdoncker Studium Generale
„Die doppelte Ambivalenz – Anmerkungen zur Geschichte der Bundeswehr 1955-2020“.
Schwere Kost hatte der Lehrstuhlinhaber für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam Prof. Dr. Sönke Neitzel für die Gaesdoncker Schülerinnen und Schüler im Gepäck. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine aber doch ein Thema, dem man sich nicht entziehen kann.
Seit vielen Jahren besucht die Gaesdonck mit Schülerinnen und Schülern die Wintervortragsreihe der Deutschen Atlantischen Gesellschaft in der Kalkarer Kaserne. Dass der aktuelle Vortrag am 17. November 2022 anders als üblich nicht dort, sondern in der Gaesdoncker Aula stattfand, lag insbesondere an dem hochkarätigen, aus den Medien gut bekannten Referenten. In der Sorge, dass die Kapazitäten am Standort Kalkar für die Zahl der interessierten Zuhörer nicht ausreichen könnte, wurden wir dieses Mal von Gästen zum Gastgeber. Nach einer kurzen Einführung übergab Direktor Dr. Oberdörster daher die Gaesdoncker Aulabühne an Generalleutnant Poschwatta vom Zentrum Luftoperationen Kalkar/Uedem und Oberstleutnant a.D. Urban von der Deutschen Atlantischen Gesellschaft.
Tatsächlich war die Aula gut gefüllt, als Prof. Neitzel die sich immer wieder verändernden Aufgabenstellungen und das sich im gleichen Maße stets wandelnde Selbstverständnis der deutschen Streitkräfte seit Gründung der Bundeswehr 1955 nachzeichnete. Im Rückblick auf die langjährige Ausrichtung auf friedenssichernde Aufgaben arbeitete Neitzel heraus, dass es in der Nachkriegsgeschichte wohl noch nie eine ähnliche Anforderung an echte Kampfbereitschaft gegeben habe, wie seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine.
Die Frage, ob die Bundeswehr darauf vorbereitet sei, blieb ebenso im Raum stehen wie Neitzels Zuruf an die zahlreich anwesenden Soldatinnen und Soldaten: „Seien Sie sich dessen bewusst, dass es Ihre Aufgabe sein kann, für dieses Land zu töten und zu sterben!“
Gut vorbereitet zeigten sich jedenfalls unsere Schülerinnen und Schüler nach dem Vortrag sowohl bei der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde, als auch bei der Organisation des Abends.
Wir alle erlebten ein anregendes und gleichsam nachdenklich machendes Studium Generale.